Kawasaki präsentiert mit der Ninja 7 Hybrid das erste hybride Serien-Motorrad der Welt. Mit einem 48-Volt-Starter-Generator kommt die 450er auf insgesamt 68 PS.
Sie schwirrte schon Jahre durch das Internet. Die hybride Kawasaki. Mit zahlreichen Patentzeichnungen, Prototypen, Funktionsvideos und Strategieerklärungen blieb das Thema stets am Köcheln. Auf der EICMA 2022 schürte Kawasaki das Feuer und zeigte einen echten Prototyp. Wobei: Mit voller Beleuchtung und Kennzeichenträger sah der schon ziemlich serienreif aus. Und ja: Kawasaki kündigte das HEV-Konzept für 2024 an. Im Oktober 2023 stellte Kawasaki das Serienmodell namens Ninja 7 Hybrid offiziell vor.
Kawasaki Ninja 7 Hybrid
Das erste Lebenszeichen zeigte die bisher als HEV bezeichnete Hybrid-Kawasaki bereits im Sommer 2022 beim Langstreckenrennen im japanischen Suzuka. Dort fuhr sie erstmals vor Publikum, und jeder war sicher: Basis ist die 650er-Baureihe von Kawasaki. Doch weit gefehlt. Der Verbrenner im Stahl-Rahmen ist ein – auch für den Cruiser Eliminator – neu entwickelter Twin mit 451 Kubik, dem Kawasaki ein 48-Volt-Starter-Generator-System hinter die Zylinderbank auf das Getriebe geschraubt hat. Die kleine Batterie mit unbekannter Kapazität liegt unter dem Sitz im Rahmenheck. Nach der Präsentation der beiden Elektro-125er von Kawasaki liegen circa 1,5 kWh Kapazität nahe. Die Batterie kann hier jedoch nicht extern geladen werden, sondern nur vom Verbrennungsmotor, was der Definition eines Mild-Hybrids entspricht.
HEV-Konzept: Motoren mit 59 und 9 PS
Den Verbrennungsmotor der neuen Kawasaki Ninja 7 Hybrid kennen wir zumindest der Optik und Größe nach von der neuen Eliminator, also mit 451 Kubik und 45 PS. Zur Ninja 7 Hybrid nennt Kawasaki 59 PS Höchstleistung, ergänzt durch die 9 PS des Starter-Generators aus dem Getriebe. In Summe ergibt das 68 PS. Für eine 450er nicht schlecht, A2-Zulassung in Europa ist so allerdings nicht mehr möglich. Das für E-Systeme viel wichtigere Drehmoment gibt Kawasaki nur fasrig mit: "Bei der Beschleunigung kann die Ninja 7 Hybrid aus stehendem Start sogar mit einem Supersportler der Klasse bis 1.000 cm3 Hubraum mithalten (bei Einsatz der e-Boost-Funktion)." So weit, so ungenau. Ebenso ungenau bleibt Kawasaki beim Verbrauch, der auf dem Niveau einer 250er liegen soll.
e-boost für mehr Leistung
Wie bekannt hat die Kawasaki Ninja 7 Hybrid einen e-boost an Bord, der primär beim Starten aus dem Stand für mehr Drehmoment sorgt. Wie weit der Boost die Leistung erhöht, ist nicht bekannt, allerdings nutzt Kawasaki bei der Ninja e-1 und Z e-1 ein vergleichbares Feature. Hier werden kurzzeitig bis zu 5,2 PS mehr Leistung erzeugt, um Sprints zu verkürzen.
Automatisiertes Schaltgetriebe in Serie
Seit den ersten Patenten und Vorführungen schien es immer, als plane Kawasaki das Hybridkrad mit einer Automatik oder einer vergleichbaren Schaltung zu bauen. Seit der offiziellen Vorstellung der Ninja 7 Hybrid ist klar: Es ist ein automatisiertes Schaltgetriebe, ohne Kupplungshandhebel und ohne Fußschalthebel. Wahlweise mit einem manuellen Modus, was der Umschalter an der linken Lenkerarmatur beweist, dann schaltet der Fahrer sequenziell mit den Fingern hoch oder herunter.
Nicht zu verwechseln mit dem DCT von Honda mit 2 Kupplungen. Bei der Kawasaki wird ein konventionelles 6-Gang-Getriebe von Aktuatoren gesteuert. Ein vergleichbares System ließ KTM sich vor einiger Zeit patentieren. Die Steuerung von Kawasaki erlaubt das Abschalten des Verbrennungsmotors im Stand als Start-Stopp-Automatik inklusive automatischem Einlegen des ersten Gangs sowie eine Rangierhilfe vorwärts wie rückwärts (Walk Mode).
Kawasaki-Patent: Automatische Kupplung
In einer Patentanmeldung zeigte Kawasaki eine für automatisiertes Schalten notwendige automatische Kupplung. Man wolle zum Vermeiden heftiger Lastwechsel beim Schalten in niedrigen Geschwindigkeiten die hydraulische Kupplung automatisch trennen lassen. Bei höheren Geschwindigkeiten trennt das System nur Zündung und Einspritzung.
Kawasaki-Patent: Schaltung für den Hybridantrieb
Einen interessanten Aspekt im Zusammenspiel des Schaltsystems zeigte Kawasaki vor einigen Jahren in einem Schema, welches die Integration eines Elektromotors darstellt, was klar auf die Mild-Hybrid-Studie und entsprechende Patente von Kawasaki hinwies.
Hier ist vorwiegend das Zusammenspiel von Motor und E-Antrieb im Schiebemodus bei Rekuperation durch den E-Motor interessant. Kawasaki denkt dabei an die Erhöhung der Drehzahlgrenze für den Quickshifter-Modus ohne Kupplung. Sprich: Generiert der E-Motor elektrische Energie zurück, und der Fahrer schaltet herunter, dann würde das System die Kupplung früher öffnen als sonst, um den Verbrennungsmotor durch das hohe Bremsmoment von E-Motor und Endantrieb nicht abzuwürgen.
Preise und Verfügbarkeit
Kawasaki stellte die neue Ninja 7 Hybrid für das Modelljahr 2024 vor, jedoch bisher ohne Preise zu nennen. Die dürften allerdings über denen der kürzlich vorgestellten Ninja e-1 und Z e-1 (8.235 und 8.835 Euro) liegen.